fünftes Sieb

Die Panromanische Syntax (PS)

Das fünfte Sieb gibt einen Überblick über die gemeinsamen Strukturen im Satzbau der romanischen Sprachen. Sie können gezielt als Erschließungswerkzeug genutzt werden, denn mit ihnen lassen sich zum Beispiel Wortformen (z. B. Substantiv, Adjektiv) und Wortfunktionen (z. B. Subjekt, Verb, Objekt) verhältnismäßig leicht über die jeweilige Position im Satz erkennen. Das ist hilfreich beim Erschließen von Texten.

Kernsatztyp 1  gibt einen ersten Eindruck von der Parallelität der panromanischen Satzstrukturen: Die Satzstellung ist in allen sechs Sprachen gleich.

yay!

Neun sog. Kernsatztypen folgen panromanisch weitestgehend identischen Satzmustern. Kennt man diese Strukturen in einer der romanischen Sprachen, so kann man sie leicht in allen anderen wiedererkennen. Dies kann helfen, die verschiedenen Satzteile zu identifizieren.

In den Übersichten werden folgende Abkürzungen und Begriffe benutzt:

NP

Nominalphrase (Subjekt/Objekt)

NP(Nom)

Nominalphrase (Nominativ)

V

Verb

NP(Dat)

Nominalphrase (Dativ)

V(sein)

das Verb sein

NP(Akk)

Nominalphrase (Akkusativ)

ADJ

Adjektiv

PP

Präpositionalphrase

 

Die meisten romanischen Sprachen folgen regelmäßig der Struktur Artikel-Nomen-Adjektiv. Bestimmter und unbestimmter Artikel werden nach Geschlecht und Zahl markiert. In den meisten romanischen Sprachen werden Artikel und Wortgruppe nach diesem Muster kombiniert:

ART (b.,unb.) + (ADJ) + NOMEN (+ ADJ)

Das Rumänische macht beim bestimmten Artikel eine Ausnahme: Er wird an das jeweils erste Nomen oder Adjektiv angehängt:

studentul simpatic oder simpaticul student.

Auch der Relativsatz funktioniert in der Romania weitgehend parallel. Für den Nominativ benutzen die romanischen Sprachen Elemente, die den französischen Relativpronomen qui, que, lequellaquelle entsprechen (zum Teil aber unterschiedlich geschrieben werden):

Auch Konditionalsätze sind in der Romania weitgehend parallel aufgebaut. Sie unterscheiden sich einzelsprachlich in der zu verwendenden Zeitform. Alle romanischen Sprachen verwenden zur Einleitung der Bedingung si se bzw. dacă. 

Tipp: Markiere, welche Sprache den Konditionalsatz wie einleitet:

Gemeinsam ist den romanischen Sprachen auch die Einleitung eines Nebensatzes durch dass, damit (Hypotaxe): que, che, :

Panromanisch wird das sogenannte Gerundium (das dem dt. Partizip Präsenz entspricht) nach demselben Muster gebildet und zur Nebensatzverkürzung eingesetzt. 
Der deutsche Relativsatz: Yvonne, die das Leben liebt, ... entspricht in den romanischen Sprachen der Konstruktion: Yvonne, das Leben liebend, ...:

Auch die Einleitung der Fragesätze mit wer? wie? was? wann? wo? warum? und die danach folgende Strukturen sind panromanisch. Die wo?-Frage basiert auf zwei unterschiedlichen Grundelementen und kann entweder auf lat. [de] ubi (wo?) oder auf [de] unde (eigentlich: woher?) zurückgeführt werden.

In den romanischen Sprachen wird in der Vergangenheit eine sogenannte Aspektunterscheidung vorgenommen, wenn in einem Handlungsablauf in der Vergangenheit (z. B. im frz. imparfait) eine neue Handlung einsetzt. Die einsetzende Handlung muss in einer anderen Zeitform ausgedrückt werden (z. B. im frz. passé composé oder passé simple):

dt. als ich aus dem Zimmer kam, habe ich einen Freund getroffen.

Die romanischen Sprachen folgen diesem Grundmuster (wobei sich die Zeitformen einzelsprachlich unterscheiden):

Anhand der Texte im Trainingsraum kannst du nun die Kernsätze und andere syntaktische Strukturen entdecken und dir damit das Erschließen leichter machen.