Der Infinitiv
Der Infinitiv ist panromanisch leicht erkennbar, denn er wird systematisch parallel mit -re, -er, -ir gebildet, die Konjugation richtet sich nach dem jeweiligen Stammvokal (<a>, <e>, <i>). Es ist in der Regel ein <r> aufzufinden, außer im Rumänischen, wo das <r> weggefallen ist:
it. dormire, frz./kat./pg./sp. dormir, rum. a dormi (dt. schlafen)
Ähnlich wie im Englischen, das den Infinitiv mit to markiert, kennzeichnet das Rumänische den Infinitiv zusätzlich mit einem a.
Die 1. Person Singular
Die erste Person Singular wird im Italienischen, Portugiesischen und Spanischen mit -o gebildet, und im Französischen, Katalanischen und Rumänischen im Auslaut nicht markiert:
frz. je dors, it. dormo, kat. dormo, pt. durmo, rum. dorm, span. duermo
1. Person sg. |
-o
sp. it. pg.
|
./.
kat. rum. frz.
|
-esc, -ez
rum.
|
2. Person Singular
Die zweite Person Singular lässt sich in den westromanischen Sprachen in aller Regel am auslautenden -s erkennen, in den ostromanischen Sprachen am -i:
frz. tu dors, it. dormi, kat. dorms, pt. dormes, rum. dormi, span. duermes
2. Person sg. |
Westromania |
Ostromania |
-s
frz. kat. sp. pg.
|
-i
it. rum.
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3. Person Singular
Die dritte Person Singular wird entweder mit dem Stammvokal der jeweiligen Konjugation (s.o.) oder mit einem auslautenden -t gekennzeichnet:
frz. il dort, it. dorme, kat. dorm, pt. dorme, rum. doarme, span. duerme
3. Person sg. |
-a, ã
|
-t
./.
|
-e, -i
|
-t
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1. Person Plural
Die erste Person Plural geht auf die lat. Endungen -amus, -emus, -imus zurück, die sich allerdings z. T. unterschiedlich weiterentwickelt haben. Allen Formen gemeinsam sind die Endungen mit einem der Vokale <a>, <e>, <i>, <o> vor einem der beiden Nasalkonsonanten <m> oder <n>, gefolgt von -o, -os oder -s:
frz. nous dormons, it. dormiamo, kat. dormim, pt. dormimos, rum. dormim, span. dormimos
1. Person pl. |
Stammvokal |
Nasalkonsonant |
Endung |
-a -e
-i -o
|
-n
-m
|
-o -os
./.
|
2. Person Plural
Bei der 2. Person Plural wurden die ursprünglichen lat. Endungen -atis, -etis, itis unterschiedlich intensiv palatalisiert. Allen romanischen Sprachen gemeinsam ist ein Stammvokal (<a>, <e>, <i>, <o>) und ein Dentalkonsonant (<d>, <t>, <ț>, <z>).
Am nächsten zum lateinischen Vorbild liegt das Italienische mit der Endung -ate, -ete, -ite. Das Rumänische hat palatalisiert: -ați, -eți, -iți (sprich [ats‘, ets‘, its‘]. Das Französische hat zu -ez palatalisiert. Im Spanischen und Portugiesischen ist das intervokalische romanische <t> so stark sonorisiert worden, dass es ausfiel und nur -ais, -eis übriggeblieben ist. Im Katalanischen ist typischerweise ein Diphthong entstanden: -eu, - iu:
frz. vous dormez, it. dormite, kat. dormeu, pt. dormis, rum. dormiți, span. dormís
2. Person pl. |
Stammvokal |
Dentalkonsonant |
Endung |
-a -e -i
|
t ț d z ./.
|
-e -es -i -is -u ./.
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3. Person Plural
Die dritte Person Plural lautet in den romanischen Sprachen mit einem Nasalkonsonanten (<m>,<n>) aus, im Portugiesischen nasaliert die Tilde (<~>) den vorangehenden Laut (pt. sāo). Im Französischen wird dem <n> ein <t> hinzufügt, im Italienischen ein <o>. Das Rumänische übernimmt die 1. oder 3. Person Singular für die 3. Person Plural.
frz. ils dorment, it. dormonno, kat. dormen, pt. dormem, rum. dorm, span. duermen
3. Person pl. |
Stammvokal |
Nasalkonsonant |
Endung |
-a -e -i
|
-m
~
|
./.
|
n
|
-o -t ./.
|